Baldwin Lokomotiven
Vorsicht beim Ankauf von US-Dampfloks und Baldwin-Loks:
Vor einigen Jahren wurden über eBay nachlackierte bzw. umlackierte Loks aus den Niederlande verkauft, z.T. zu günstigen Preisen, was schon stutzig machen sollte. Es besteht die Gefahr, daß diese Lokomotiven wieder durch die damaligen Käufer angeboten werden, wobei diese eventuell gar nicht wissen, dass sie eine nachlackierte Lok gekauft hatten.
Sie können mich gerne kontaktieren, wenn Sie unsicher sind, ob sie ein nachlackiertes Modell gekauft haben.
1. Historie-Vorbild
Nach der Invasion der Alliierten 1944 lieferten die U.S.A. Dieselelektrische Lokomotiven des Typs VO 660 der Fa. M.W. Baldwin & Co., Philadelphia, an verschiedene europäische Bahnverwaltungen.
Der Hersteller kennzeichnete die Maschinen mit DSR VO 660. DSR steht für Diesel Road Switcher was bedeutet, dass die Lokomotiven sowohl als Rangier- wie auch als Streckenlokomotiven eingesetzt werden konnten.
Die Fa. Baldwin war bekannt für die Zuverlässigkeit ihrer Maschinen.
2. Modelle
Fleischmann baute diese Lokomotiven in verschiedenen Farbvarianten von 1954-1963/64.
Die Modelle der 1340er Serie gehören zu den gesuchtesten Lokomotiven von Fleischmann.
Alle Modelle der Baldwin-Loks haben ein Zink-Druckguss-Gehäuse, das 2-teilig ausgeführt ist: 1. Der Rahmen mit Führerhaus und Umläufen und 2. die Motorhaube.
Im Rahmen sind 2 Drehgestelle mit je 2 Achsen gelagert. Das hintere Drehgestell trägt den Motor. Die beiden Achsen des Motor-Drehgestell sind angetrieben.
Auf beiden Seiten des Führerhaus ist die Loknummer „1340“ angegossen.[
3.1. 1340 S
Im Neuheitenkatalog 1955 präsentierte Fleischmann die erste Baldwin-Lok: die schwarze 1340S. Im Katalog von 1955 nur mit „1340“ bezeichnet, lautet die Bezeichnung im Katalog 1956 „1340S“
Das Gehäuse der Lok ist mattschwarz lackiert, am Fahrgestellumlauf befindet sich ein Silberstreifen.
Vorbild für die Farbgebung ist die Pennsylvania RR.
Auf dem Bild des Katalog 1955 und auch noch später befindet sich auf dem Führerhaus die Loknummer „2207“. Mit dieser Nummer wurde die Lok aber nie gebaut, sondern immer mit „1340“. Die Lok wurde auch nie mit der Beschriftung „A.T.&S.F.“ wie auf dem Neuheitenblatt 1955 erkennbar, von Fleischmann ausgeliefert.
Die 1340S ist häufig zu finden und preislich genau so zu bewerten, wie die 1340A.
3.1.1 Unterscheidungsmerkmale
Von den Baldwin-Loks, wie auch von den anderen Modellen der 1950iger Jahre , gibt es etliche Varianten, die durch die nicht immer nachvollziehbaren Fertigungsschritte der Firma entstanden sind.
Diese Varianten entstanden durch die Verwendung bestimmter Einzelteile, aus denen die Loks zusammengebaut wurden:
3.1.1.1 Schrauben, mit denen die Drehgestelle im Unterteil des Gehäuses befestigt wurden:
Bei den allerersten gefertigten Modellen wurden normale Schrauben mit Pilzkopf verwendet (Bild links), später dann Schrauben mit zylindrischem Kopf.
3.1.1.2 Laufdrehgestelle:
Die Oberflächen der ersten Laufdrehgestelle waren unbeschriftet, später wurde dann der Schriftzug „Fleischmann-Made in Western Germany“ eingegossen:
3.1.1.3 Tanktypen:
Die frühen Modelle hatten einen geraden Tank mit mit verschiedenen Beschriftungen, die aufgestempelt waren:
Da es Schwierigkeiten mit diesen Lokomotiven beim Befahren der Weichen 1626BA gab, die Loks blieben am Motorkasten der Weichen hängen, wurden die Tanks einseitig ausgefräst:
Ab ca. 1955 wurde eine Wand der Tankimitation abgeschrägt, die Tanks gibt es mit und ohne Stempel:
3.1.1.4 Gehäuse-Unterteile
Hiervon gibt es 2 Typen, bedingt durch unterschiedliche Kupplungsaufnahmen:
3.1.1.4.1 Vorne und hinten je ein Bohrloch für die Aufnahme der Kupplungs-Haltebolzen:3.1.1.4.2 Offenbar stellte sich im Praxiseinsatz heraus, daß die Wagen teilweise zu eng gekuppelt waren, was zu Entgleisungen führen konnte. Deshalb wurden dann 2 Bohrlöcher für die Kupplungsaufnahme gebohrt:
3.1.1.5 Kupplungshalter
Beim Gehäuse mit 1 Bohrloch bestanden die Kupplungshalter aus den bekannten Schienenräumern:
Bei den Gehäusen mit 2 Bohrlöchern kam diese Halterung zum Einsatz:
Für diese Halterung wurde eine neue Richtfeder entwickelt:
3.1.2 Varianten
Durch die Verwendung der vorstehend beschriebener Komponenten liessen sich sicher eine Vielzahl von Varianten beschreiben, ich beschränke mich aber auf die folgenden, da damit alle wichtigen Änderungen zusammen erfasst sind:
Katalognummer | Baujahr | Beschreibung |
1340S-1 | 1955 | Ausführung mit geradem Tank ohne Ausfräsung. 1 Bohrung für Kupplungsaufnahme, Drehgestellschrauben mit dicken Köpfen, Drehgestelle ohne Schriftzug (A8/5) |
1340S-2 | 1955 | 2 Bohrungen für Kupplungsaufnahmen |
1340S-3 | 1955-56 | Gerader Tank mit Ausfräsung; Schrauben mit kleinen Köpfen(8/6) |
1340S-4 | 1955-56 | Schräger Tank. (A8/5; 13/6) |
1340S-4.1 | Beide Drehgestelle beschriftet. |
Neuheitenliste 1955 mit 1340S |
Zugpackung 1340/2 von 1955 |
Zugpackung 1340/5G von 1955 |
3.2. 1340G
1955 stellte Fleischmann die erste Farbvariante der 1340 her: die 1340G
Die Lok ist hellgrün/dunkelgrün lackiert, genauso wie die Northern Pacific Pulman-Wagen, die 1955 für Pennline hergestellt wurden. Im Gegensatz zur 1340S, die matt lackiert ist, ist die Lackierung der 1340G glänzend.
Die Lokomotive wurde nur in den Katalogen 1955 und 1956 angeboten und ist relativ selten zu finden. Varianten sind mir nicht bekannt. Stempel: A8/5; 13/6
Aus dem Katalog 1956
1340G
3.3. 1340A
Im Katalog 1957 wurde erstmals die 1340A in grün/gelber Lackierung angeboten.
Führerhaus und der obere Bereich des Motorgehäuse sind grün, der untere Teil des Motorgehäuse ist gelb lackiert.
Die Farbgebung entspricht dem Vorbild der Chicago & Northwestern ( C&NW) Railway.
Die Lokomotive wurde von 1957-1967 gebaut . Aufgrund dieser relativ langen Bauzeit gibt es diverse Varianten.
Varianten
Katalognummer | Baujahr | Beschreibung |
1340A-1a | 1957-58 | glänzende Lackierung, vernickelte Griffstangen an FH-Tür und Motorhaube, Auspuffohr grün, „1340“ gelb ausgelegt(12/7; 13/7, 10/8; 14/8;) |
1340A-1b | 1959-61 | mit Schaltpilz (15/9; 7/1) |
1340A-1c | 1961- | schwarze Griffstangen |
1340A-1d | -1965 | matte Lackierung, grüner Auspuff, Griffstangen nur an den Treppen (7/5; 46/5) |
1340A-1e | 1965 | Griffstange nur an FH-Tür (7/5) |
1340A-1f | ohne Griffstangen (Fertigungsfehler?) | |
1340A-2a | 1957 | „1340“ silbern, Griffstangen nur an den Treppen (8/7) |
1340A-2b | -1967 | Griffstangen an Treppen und FH-Tür, Auspuff brüniert (8/7) |
1340A-3a | 1957-59 | Aufkleber „Route of the 400“ an FH und Motorhaube, Führerhaus-Aufkleber gerade, Griffstangen an Führerhaus-Tür |
1340A-3b | 1959-62 | mit Schaltpilz, Griffstangen nur an Führerhaus- Treppen (1/1; 1/2) |
1340A-3c | -1962/63 | Führerhaus-Aufkleber schräg (1/1; 1/2) |
1340A-1 | |
1340A-2a | |
1340A-3a | |
Gerader Aufkleber | |
Schräger Aufkleber | |
1340/5 G
3.4. 1340R
1957 erschien auch die rote 1340R.
Fleischmann bezeichnet die Farbe im Deutschen Katalog mit „bordeauxrot“. Im US-Katalog schreibt Fleischmann :
“ Export Model as used by Dutch Railroads“ und bezieht sich somit auf die Niederländische Eisenbahn als Vorbild.
Für Holland wurde aber später ein anderes Modell hergestellt.
Möglich ist, dass die Lokomotiven nach den Vorbildfarben Luxemburger Loks lackiert wurde. Es soll ein Flyer mit der Ankündigung dieser Lok für Luxemburg analog der Vorankündigung der 1385L geben.
Im Mikado ist eine braunrote Variante aufgeführt. Ich habe Zweifel, ob es diese Variante gab, ich habe zumindest noch keine dieser Loks gesehen, die eindeutig in der Farbe nach „braun“ tendiert. Möglich, dass es nur Varianten einer Lackcharge und nicht unterschiedliche Farben sind.
Varianten
Katalog-Nr. | Baujahr | Beschreibung |
1340R-1a | 1957 | hellrot (weinrot) lackiert, vernickelte Griffstangen an der Motorhaube, „1340“ gelb ausgelegt. (17/7) |
1340R-1b | 1957-1958 | bordeauxrot ( 13/7; 10/8) |
1340R-2? | 1958 | braun(rot), ähnlich dem Braun der 1340H (12/8) |
1340R-1b bordeauxrot
3.5. 1340H
Die seltenste der Baldwin-Lokomotiven erschien ebenfalls 1957: die 1340H
Die Lok ist braunrot lackiert mit hell-beigen Längsstreifen.
Ein schwarzes Metallgeländer sichert den ganzen Umlauf. Häufig sind diese Geländer beschädigt, was vermutlich auf das Brünieren zurück zuführen ist.
Diese Modelle gibt es mit gelben und weissen Zierstreifen. (Stempel 10/8; 15/0)
gelbe und weisse Zierstreifen
3.6. 1340F
Als nächstes Modell der Baldwin-Lokomotiven erschien 1962 die dunkelgrüne Lok mit gelben Längsstreifen in den Farben der SNCF. Die Lok hat ein graues, durchgehendes Geländer am Umlauf und Aufkleber mit der Betriebsnummer 040 DG-1 am Führerhaus und Stirnseite unterhalb der Lampe. Auf Vorhandensein achten!
Varianten
Katalog-Nr. | Baujahr | Beschreibung |
1340F-1 | 1962- | Zierstreifen am Kühlergitter als Schiebebildchen, selten! |
1340F-2 | – | Zierstreifen komplett mit Schablone lackiert. |
1340F-1 |
3.7. 1340
Als letzte Baldwin wurde ab 1963/64 die grau/rote Lokomotive mit roten Querstreifen am Kühlergitter und am Rahmen verkauft. Vorbild für diese Farbgebung war die „Santa Fé RR“.
Die farblich sehr gelungene Lokomotive ist fast so selten zu finden wie die 1340H, da sie nur ein Jahr hergestellt wurden.
Varianten sind mir nicht bekannt. (7/3; 10/3)
Im US Flyer von 1963/64 ist die Lok mit der Katalognummer „1340C“ geführt.
Aus US-Katalog 1963/64
Nachtrag:
Mir wurde nun eine Lokomotive vorgelegt, die Bohrungen am Umlauf aufweist. Vermutlich handelt es sich un eine frühe Ausführung, bei der noch Bohrungen für Geländer vorhanden sind:
Zugpackung:
Die Lok wurde in der Zugpackung „340/4“ zusammen mit 4 US-Güterwagen verkauft.
3.8. 1340 rot/silbern
Im Katalog 1963/64 ist das Set 340/4 mit einer Baldwin-Lok mit rotem Führerhaus und Fahrgestellrahmen und silbern lackierter Motorhaube abgebildet. Gibt es diese Lok, die nicht einzeln im Katalog angeboten wurde?
Ich kenne keine echte 1340 rot/silbern.
Ich hatte 1996 Gelegenheit, die im Mikado abgebildete Lok eingehend zu überprüfen: sie ist eindeutig umlackiert.
Ich weiß von einigen Lokomotiven, die aus den USA über Holland an Sammler in Deutschland verkauft wurden, dass sie in Amerika umlackiert worden sind.
Vielleicht legt mir ja mal ein Sammler ein echtes Modell vor.
Aus dem Katalog 1963/64
Update:
In den letzten Wochen und Monaten und z.Zt. auch wieder aktuell, werden über eBay Baldwin-Loks angeboten, die nicht immer dem Original entsprachen.
Hier möchte ich speziell auf die Lok in den Farben rot/silber eingehen, über die auch an anderer Stelle bereits ausführlich diskutiert wurde.
In meiner Beschreibung der Baldwin-Lokomotiven habe ich geschrieben, dass ich keine echte dieser Loks kenne.
Ich möchte jetzt noch weiter gehen und behaupten, dass es diese Lok in der Farbe rot/silber nie gegeben hat.
Ausser dem Bild eines Güterzug mit dieser Lok im Katalog 1963/64 gibt es keinerlei Hinweis auf die Existenz einer solchen Lok.
Ich kenne sicher fast alle Sammler, die über große Fleischmann-Sammlungen verfügen, sowohl in Deutschland wie auch speziell in den USA, wo die Balwin Loks besonders viel verkauft wurden. Keiner dieser Sammler hat bzw. kennt eine originale rot-silberne Lok.
Im Fleischmann-Archiv befand bzw. befindet sich weder eine Musterlok noch ein Belegexemplar.
Es war auch nichts einfacher, als diese Lok ohne Zierstreifen und Beschrifting umzulackieren.
Es erstaunt mich auch, wenn man behauptet, es gäbe diese Lok, ohne aber ein Belegexemplar zu haben.
Ich lasse mich auch gerne von der Unrichtigkeit meiner Behauptung überzeugen.
Danke für die Mitarbeit an:
Michael Barnickel, Oberasbach,
Heinz Gingter, Haan
Harald Fricke, Detmold
Letzte Bearbeitung: 20.06.2024